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Rote Fahnen vor dem Herrenzimmer
Mit einer Szene fing es an. Im Jahr 2001 trat die Leitung der Städtischen Museen Delmenhorst an uns heran mit der Frage, ob wir nicht die vorliegenden Protokolle eines Gesprächs aus dem Jahre 1931 szenisch umsetzen könnten. Und zwar vor Ort, in den Räumen des Fabrikmuseums Nordwolle, das die Geschichte dieses einst weltgrößten Wollkonzerns zu dokumentieren sucht.

Damals, 1931, war der Firmeneigner der Nordwolle, Georg Carl Lahusen, mit dem damaligen Bremer Finanzsenator Heinrich Bömers nach Berlin gereist, um mit dem Chef seiner Hausbank, Jakob Goldschmidt von der Danat-Bank, die äußerst angespannte finanzielle Lage der Nordwolle zu besprechen.

Allen Beteiligten war vollkommen klar, dass ein Konkurs kaum mehr abwendbar war. Die Nerven lagen blank. Gegenseitige Schuldzuweisungen, emotionale Ausbrüche und illusionäre Hoffnungen auf Rettung vor dem Unvermeidlichen bestimmten die Atmosphäre dieses Gesprächs. Wall Street 1931.

Wenige Wochen später brach der Industriekonzern zusammen. Mit ihm ging nicht nur die damals größte deutsche Bank in Konkurs; es war dies der Auftakt des deutschen Teils der Weltwirtschaftskrise.
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Im Laufe der Zeit, im Zuge wiederholter Auftritte aus Anlass des Weltmuseumstages, der Langen Nacht der Museen oder des Fests der Freunde der Nordwolle, kam die eine oder andere Szene hinzu. Der Parcours wurde ausgebaut, über drei auf mittlerweile sechs Szenen, die über das gesamte Gebäude verteilt sind und wesentliche Stationen seiner Vergangenheit einfangen.

So ist das jetzt schon so etwas wie eine regelrechte szenische Führung durch das Fabrikmuseum und die Geschichte der Nordwolle. Ein Stück lebendig und eindrücklich vermittelter Politik- und Sozialgeschichte Deutschlands - bei dem so manchem erst aufgeht, wieviel Mühe und Kampf zum Beispiel jene gewerkschaftlichen Errungenschaften gekostet haben, die wir derzeit im Begriff sind, so mir nichts, dir nichts über Bord zu werfen...
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Szenenfolge

1
Schlechter as hier kant us in de Welt ni gahn.
Zuwanderung.
Ein Erlebnisbericht aus dem Jahre 1881

2
Ein Hoch auf das Gelingen unserer guten Sache!
Arbeitskampf.
Ein Streikaufruf aus dem Jahre 1897

3
Alles andere, nur keine Organisation!
Arbeitgeber und Gewerkschaft.
Ein Streitgespräch zwischen Carl Lahusen und einem seiner leitenden Angestellten, Friedrich Schomerus, aus dem Jahre 1905

4
Rote Fahnen vor dem Herrenzimmer
November-Revolution.
Die Fabrikantengattin Armine Lahusen wird eines Januar-Sonntags 1919 beim Tee gestört

5
Sie haben als Führer der Nordwolle versagt!
Konkurs.
Ein Streitgespräch zwischen dem Leiter der Nordwolle G.C.Lahusen, dem Leiter der DANAT-Bank Jakob Goldschmidt sowie dem Bremer Finanzsenator Heinrich Bömers aus dem Jahre 1931

6
Sofia Sumara, 18.06.1925 – 15.09.1944
Zwangsarbeit.
Ein Tod, stellvertretend für viele




mit

Martina Flügge, Martin Leßmann, Michael Pundt, Ralf Knapp

Szenische Einrichtung: Ralf Knapp/Dramaturgie: Hans-Herrmann Precht
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"In einem ganz anderen Licht zeigte sich am Freitagabend das Delmenhorster Fabrikmuseum auf der Nordwolle. Dafür sorgte unter anderem ein Schauspielteam aus Bremen." (Delme Report)

"Wie aktuell diese Probleme auch heute noch sind, wurde so manchem Besucher durch die engagierte schauspielerische Darstellung des Streikaufrufs der Delmenhorster Nordwolle-Arbeiter von 1897 deutlich: 'Das ist ja gar nicht zu glauben! Was die da sagen, beschreibt doch, was die Arbeiter in Textilfabriken heute in Osteuropa oder Asien erleben', staunt ein Zuhörer... (Delmenhorster Kurier)

"Richtig spannend wurde es bei der Auseinandersetzung zwischen dem leitenden Angestellten der damaligen Wolle, dem Sozialreformer Friedrich Schomerus und dem Unternehmer Lahusen. Beim authentischen Disput zwischen G.K.Lahusen, dem Hausbankdirektor Jacob Goldschmidt und dem Bremer Finanzsenator Heinrich Bömers flogen sogar die Fetzen." (Delme Report)

"'Sie haben als Führer der Nordwolle versagt', schreit Jacob Goldschmidt, Leiter der Danat-Bank, springt auf und wirft einen Stuhl zu Boden... - Szenen, die im Jahre 1931 den Konkurs des zu diesem Zeitpunkt hoch verschuldeten Nordwollekonzerns und dessen Hausbank bereits ankündigten und ... für die Gäste des Museumsfestes einmal mehr lebendig wurden." (Kreisblatt am Sonntag)

"Die Besucher dankten den Darstellern...mit entsprechendem Applaus. 'Geschichte zum Anfassen', urteilte eine Besucherin zufrieden." (Kreisblatt am Sonntag)

"Mit viel Applaus wurde das Schauspiel-Trio gelobt." (Delmenhorster Kurier)


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