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Eine nicht vorhandene Burg wird gefeiert!

Die Zusammenarbeit mit den Museen der Stadt Delmenhorst findet in diesem Jahr eine spektakuläre Fortsetzung. Delmenhorst feiert das Jubiläum seiner Burg. Nun wird man. sofern man halbwegs ortskundig ist, fragen: Wo bitte ist in Delmenhorst eine Burg? Ja, weiß ich auch nicht. Aber immerhin steckt in der geographischen Bezeichnung "Burginsel" - die nun wiederum jedem halbwegs Ortskundigen geläufig ist - so etwas wie die Behauptung, dass es dort zumindest einst eine Burg gegeben habe. Ja, und deren Bau wird jetzt gefeiert? Mitnichten. Denn der Bau ist ja nicht das Entscheidende. Entscheidend ist ja vielmehr der Zeitpunkt ihrer ersten urkundlichen Erwähnung - sozusagen der stichhaltige Beweis, dass die Delmenhorster da nicht etwas feiern, was es nie gegeben hat.

Tatsächlich verhält es sich genau andersherum: „Ohne die Burg gäbe es heute keine Stadt. Sie war der Urkern von Delmenhorst. Deshalb wollen wir die urkundliche Erst-Erwähnung der Burg im nächsten Jahr groß feiern,“ sagt Dr. Gerhard Kaldewei, Leiter des Nordwestdeutschen Museums für IndustrieKultur auf der Nordwolle.

Zwei Urkunden belegen den Umzug des damaligen Grafen Johann I. von Oldenburg, der im Jahr 1259 von seiner Burg in Berne nach Delmenhorst umsiedelte. Aber nur eine erwähnt tatsächlich die gerade neu gebaute Graften-Burg an der Delme. In der Urkunde mit Datum vom 27. Juli 1259 heißt es: „... in castro nostro Delmenhorst“. Der Graf siegelte zwar bereits anderthalb Monate vorher – am 10. Juni in Delmenhorst – eine Urkunde, erwähnte in dieser die Burg aber noch nicht.

Der Anlass für die Herstellung solch aufwändiger Urkunden mit Wachssiegel waren meist Landkäufe oder andere Rechtsgeschäfte. In der Urkunde vom 27. Juli 1259 verkaufte zudem der Ritter Dietrich Feyle dem Kloster Hude ein Stück Land in Schönemoor. Allerdings machte erst das Siegel der Landesherrn Graf Johann I. das Geschäft perfekt. Das Original liegt heute gut erhalten im Staatsarchiv Oldenburg und soll im kommenden Jahr in Delmenhorst im Rahmen einer Ausstellung zu bestaunen sein.

Annette Ziellenbach & Michael Pundt (Foto: Bianca Oostendorp)

Auf den Tag genau, 750 Jahre später, soll der Akt der Beurkundung am 27. Juli 2009 noch einmal vollzogen werden – vom Bremer Ensemble historisch einwandfrei inszeniert auf der Delmenhorster Burginsel. Dazu ist ein Rahmenprogramm im mittelalterlichen Stil, ganz wie zu Zeiten des Grafen, geplant. Das Fest stellt den Höhepunkt der geplanten Aktivitäten im nächsten Jahr dar, die unter dem Motto „In castro nostro Delmenhorst“ stehen werden.

i
g.



07/2009

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